
Hallo zusammen,
jetzt bin ich in Indien angekommen und hatte Gelegenheit, den von Sebastian verlinkten Artikel durchzulesen - einige interessante Gedanken zum Thema „Zeit“!
Dabei ist mir aber auch klar geworden, dass auch der rein numerische Aspekt von „Zeit“ nur unzureichend beschreibt, worum es mir wirklich geht. Tatsächlich hatte ich ja auch „Zeit und Energie“ gesagt, aber das ist noch zu vage.
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Im Flieger habe ich abwechselnd gelesen (mehr dazu unten) und Musik gehört - und wie es der Zufall so will, kam dabei auch (nach Jahrzehnten?) der alte Titel „Time ain’t money“ von Huey Lewis vor - mp3 angehängt:
But time ain't money You know it's a shame Time ain't money Unfortune thang Time ain't money You know it's a bitch If time was money I'd already be rich
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Bei der EA-Diskussion hatte ich ja kritisiert, dass manche Menschen alle Werte in Geld umrechnen; Zeit ist dabei insofern anders, als sie begrenzt ist und (im Prinzip) alle Menschen gleich viel Zeit haben. Dabei sind eben nicht alle Größen konvertierbar, ob Zeit in Geld oder Geld in Sinn und gutes Gewissen.
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Man said time was on my side He never knew me that well 'Cause I've got plenty of time on my hands Time ain't easy to sell
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Ganz spannend ist dabei das Buch „Scarcity: The True Cost of Not Having Enough“, in dem u.a. Geldmangel mit Zeitmangel in Beziehung gesetzt wird, mit oft verblüffenden Parallelen. Im universitären Bereich herrscht oft Armut an Zeit - mit allen Symptomen der Verarmung und Verschuldung, ohne dass den meisten Menschen diese Verarmung bewusst ist.
Was ist umgekehrt Reichtum? Nicht, *eine* Sache (Geld oder Zeit) im Überfluss zu haben - sondern von *allen* Dingen so viel, dass man sie einsetzen kann, ohne Angst haben zu müssen, dabei zu verarmen. Weil nicht alle Dinge konvertierbar sind (wie eben auch Gesundheit, Energie, Sinn), ist das grundlegend verschieden.
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If money is the root of all evil I'd like to be a bed ridden man 'Cause I'm sittin' here With nothing but time Trying to make you understand
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Es gibt noch eine andere Größe, die den Kern meiner Perspektive vermutlich noch besser trifft: Aufmerksamkeit! Es geht ja nicht nur um Zeit an sich, sondern um konzentriert verbrachte Zeit.
Unterwegs habe ich das ganz neue Buch von Chris Hayes zu Ende gelesen: „The Sirens’ Call: How Attention Became the World’s Most Endangered Resource“. Dabei beschreibt er die Probleme der ständigen Ablenkung in Zeiten der digitalen Ablenkungsökonomie und der Ablenkungsmachinen, die wir in unseren Taschen mit uns herumtragen - und damit den drastischen Verlust von Aufmerksamkeit, die Zeit erst wertvoll macht.
Ziemlich hinten (S. 254) schreibt er: „If you had the full power of your own attention, a kind of X-Men style hyper focus that could at-will always be directed on whatever you choose, for as long as you choose, what would you do with this superpower?“
Nicht mit Geldverdienen oder Herumdaddeln oder Zeit-Totschlagen - sondern mit konzentriertem Austausch mit anderen, die ihre Konzentration auch auf andere richten.
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My love for you is as good as gold But I ain't got but one dime If I could just get out of this soul Baby we could have a good time
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Ich freue mich auf weiteren Austausch mit Euch!
Herzliche Grüße und bis bald Euer Sándor
Am 20.03.2025 um 22:09 schrieb Sebastian Wild wild@informatik.uni-marburg.de:
Hallo zusammen, Die Diskussion heute Nachmittag hat mich an einen Essay erinnert, der einige der Aspekte (Kennzahlen, Quantifizierbarkeit, Optimierung, Technologie) im Kontext von Zeit aufgreift, die ja, wie Sándor gut bemerkt hat, unsere vielleicht kostbarste Ressource ist. Aber auch in Zeit steckt mehr als zählbare Sekunden... (Hach, und AI.) https://behavioralscientist.org/are-we-too-impatient-to-be-intelligent/ Grüße Sebastian
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